Sind die XB´s thermisch gesund?

Die Buell XB Modelle sind mit Kolbenbodenspritzölkühlung und einem Ölkühler, sowie mit speziell geformten Lufthutzen ausgestattet. Daher sind die Probleme der Rohrrahmen wie das Überhitzen des hinteren Zylinders kein Thema. XB´s sind thermisch gesund.

Haben die XB´s ein Ramairsystem? (Staudruckaufladung durch in Fahrtrichtung zeigenden Einlass der Airbox)

Nein die linke Lufthutze (bis 2006) ist nach hinten offen, ein Staudruck kann so nicht entstehen. Das Motormanagementsystem der XB Modelle ist auch nicht in der Lage einen solchen Effekt zu verarbeiten da es weder einen Luftmengenmesser noch einen Airboxluftdrucksensor hat. Auch das Gitter an der Front der ab 06er Tankcover kann einen RamAireffekt nicht bewirken da das Spaltmaß des Covers so groß ist das ein Überdruck nicht entstehen kann.

Wie funktioniert das XB Einspritzsystem ?

Sehr simpel. Es handelt sich um ein Open/closed Loopsystem welches in den 80er Jahren für Ford entwichkelt wurde. Einfach gesagt verwendet es im Kaltlauf sowie im oberen und unteren Drehzahlbereich feste Werte (open Loop), im mittleren Bereich wird es von einer Lambdasonde (misst die Sauerstoffkonzen- tration in den Abgasen was einen Rückschluß auf das Kraftstoff/Luftgemisch ermöglicht) geführt (closed Loop). Die dort ermittelten Werte haben in der Folge auch Einfluß auf die Festwerte. Vor erreichen der Betriebstemperatur und bei voll geöffneter Drossellklappe fährt das Motorrad immer auf den Festwerten (open Loop).

Aus welchen Bauteilen besteht das Einspritz/Zündsystem der XB´s?

Nur wenigen, dem Steuergerät (ECM) als Normal- oder Racemodul unter der Sitzbank der S- oder in der Verkleidung der R-Modelle platziert, einer Lambdasonde im hinteren Krümmer, einem Ansauglufttemperatursensor (IATS) in der Airbox, einem Temeratursensor im hinteren Zylinderkopf sowie einem Hallgeber auf der Nockenwelle im rechtsseitg gelegenen Camecover (unter dem angenieteten Deckel), außerdem gibt es noch eine Kraftstoffpumpe, zwei Eispritzdüsen und den Drosselklappensensor (TPS). Zum zünden (Singlefire) gibt es noch eine Zündspule, Zündkabel mit Steckern und 2 Zündkerzen.

Wer macht was ?

Einfach erklärt misst der Temperatursensor ob der Motor kalt oder warm ist und das ECM stellt darauf die zum Start notwendige Kraftstoffmenge ein. Der Hallgeber sagt dem ECM wann an welchem Zylinder Kraftstoff und Zündfunke benötigt werden und aus der richtigen Kraftstoffenge und dem richtigen Zeitpunkt wird mit Hilfe des ebenfalls vom ECM angesteuerten Zündkreises das große BANG. Der Motor läuft und mit drehen des Gasgriffs öffnet sich mechanisch die Drosselklappe im Saugrohr, der TPS sagt dem ECM um wieviel Grad geöffnet wurde (Korrespondenzsprache ist Volt) und das ECM stellt die benötigte Spritmenge zeitgenau zur Verfügung. Wenn nun der Motor warm ist überwacht im mittleren Drehzahlbereich die Lambdasonde die Gemischbildung und greift durch abmagern oder anfetten des Gesamtsystems ein. Der IATS hat eine sehr untergeordnete Funktion, jede XB fährt auch problemlos ohne diesen Sensor. Lediglich bei sehr kalten Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes hat er möglicherweise Einfluß, aber da fährt ja niemand Buell.

Was ist TPS Zero oder Drosselklappennull- stellung?

Irgendwie muss das System wissen wann die Drosselklappe zu 100% geöffnet und wann geschlossen ist. Hierzu muss ein Abgleich zwischen der Mechanik (Drosselklappe) und der Elektronik (Drosselklappensensor/TPS) erfolgen. Dies erfolgt mit dem Scanalyzer einem Handgerät von Buell/HD oder dem Buell/HD Digital Tecchnician einem PC/Laptop oder der von und lieferbaren Technoresearch Software. Das einstellen selbst ist einfach aber es kann ein entscheidender Fehler gemacht werden. Die Leerlaufanschlagschraube (am Ende einer biegsamen Welle, hinter der linken Lufthutze meist mit Kabelbinder am Hilfsrahmen befestigt) herausdrehen und dabei mit dem Gasgriff gefühlvoll überprüfen das die geschlossene Drosselklappe nicht mehr am (nun zurückgedrehten) Anschlag ansteht sondern in Saugrohr einschnappt. Nun den Gasgriff gefühlvoll Richtung schließen drehen und mit dem Schließerzug die Drosselklapppe ganz am Saugrohr anlegen, Gasgriff loslassen und Drosselklappennull- stellung (performing TPS zero) im Programm bestätigen. Fertig ist die Drosselklappennullstellung. Nun Standgas einstellen, i.d.R. 5,4% Drosselklappe, fertig. FALSCH IST ES DEN GASGRIFF ZU ÖFFNEN UND DIE DROSSELKLAPPE MIT DER KRAFT DER RÜCKZUGSFEDER MEHRMALS IN DAS SAUGROHR SCHNAPPEN ZU LASSEN, DA SO DIE DROSSELKLAPPE ZURÜCKPRELLEN KANN UND EINE KORREKTE EINSTELLUNG NICHT MÖGLICH IST.

90 % der schlecht laufenden XB´s haben eine nicht korrekt eingestellte Drossselklappennullstellung.

Was ist der AFV Wert, kann man den auch einstellen?

Der Air Fuel Value (AFV) zeigt in % an wie weit sich das System im closed Loopbetrieb von der Grundeinstellung 100% entfernt hat. Der AFV Wert kann mit den gleichen Mitteln mit denen der TPS zero erfolgt auf 100% zurückgesetzt werden. Ein einstellen des AFV Wertes ist nur mit entsprechender Software möglich.

Kann man die Zündung einstellen?

Im rechtsseitig gelegenen Camecover befindet sich der Hallgeber der die Motorpositionen für Zündung und Einspritzanlage liefert. Eine separate Einstellung der Zündung ist nicht möglich! D.h. ein “verdrehen” der Zündung, zu welchem Zweck auch immer, hat ein verstellen der Einspritzzeitpunkte zur Folge.

Ursache für schlecht laufende XB´s kann, wenn der TPS zero, korrekt erfolgt ist, eine werksseitig falsche Positionierung des Hallgebers sein. Die Einstellung erfolgt über die KW Markierung und dem Förderbeginn der Einspritzpumpe oder über den Digital Tecchnician, der aber ebenfalls lediglich den Förderbeginn anzeigt.

Was muß ich tun wenn die Batterie abgeklemmt war?

Nichts, die Drosselklappennullstellung ist stromunabhängig abgelegt. Lediglich die sich dauernd ändernden Werte gehen verloren, was aber unproblematisch ist.

Wann lernt das System und was ist eine Kalibrierungsfahrt?

Das System “lernt” immer wenn der Motor betriebswarm, die Drosselklappe nicht voll geöffnet und der Motor im Closed Loop Bereich unterwegs ist. Der Drehzahlbereich des closed Loop beginnt bei ca. 3.000 U/min und geht grob gesagt bis ca. 5.000 U/min. In diesem Bereich passt das System, basierend auf dem von der Lambdasonde gemessenen Werten die Zünd- und Einspritzdaten an die Fahrzeugkonfiguration (Ansaug- und Auspuffsystem), der Fahrweise und den äußeren Gegebenheiten (z.B. Luftdruck) an.

Die Kalibrierungsfahrt ist also nichts anderes als das Fahren im closed Loop. Um einer XB zu optimaler Performance zu verhelfen empfiehlt sich nach dem warmfahren des Motors eine Fahrt mit wechselnder Drosselklappenöffnung und geringem Vollgasanteil. Ein Betrieb unter Last (z.b. fahren im bergigen Gelände) scheint das Ergebnis positiv zu beinflussen.

Das ganze funktioniert auch umgekehrt, nach einer Fahrt mit konstant geringem Drosselklappenwinkel und geringer Drehzahl (z.B. im 5. Gang in der Ebene hinter dem LKW her) meint man manche XB erst einmal wieder zum Leben erwecken zu müssen.

Die im “closedLoop” erlernten Werte werden auch in den oberen Drehzahlbereich und in den WOT (Wide open throttle) Bereich fortgeschrieben.

Auf der Rennstrecke und auf dem Leistungsprüfstand (Konventioneller Beschleunigungsprüfstand) findet wegen dem 100% Vollgasanteil eine Anpassung (Kalibrierung) des Systems nicht statt.

Kann das System im Straßenbetrieb ohne Lambdasonde betrieben werden?

Nein da u.a. keine eine Höhenkompensation mehr erfolgt.

Wieviel PS muß meine XB auf dem Prüfstand haben?

Grundsätzlich liegen bis 2005 vernünftig laufende serienmäßige 12er bei um die 100-, 9er bei um die 84 PS wie von Buell angegeben, übertragen auf die Kurbelwelle. Verschiedene Prüfstände und Korrektur- bzw. Umrechnungsfaktoren beinflussen die Angaben. Starken Einfluß hat jedoch auch in welchem Zustand das Fahrzeug zuletzt die Straße verlassen hat. D.h. Leistungsangaben bei XB´s können, auf Beschleunigungsprüfständen ermittelt, nur Momentaufnahmen sein. 2006er (besonders die 12er) Modelle haben wegen der geänderten Airbox weniger PS. Die 07er wegen dem geänderten Mapping noch weniger..... (-:

Was ist das für eine Geschichte mit dem weißen Kabel?

Im ECM ist eine Funktion enthalten bei der aus der gefahrenen Drehzahl und dem Signal des Geschwindigkeitsgebers (Vehicle Speed Sensor) die gefahrene Gangstufe errechnet wird. Dadurch können im für den E-Messzyklus entscheidenden Bereichen die Emissionen gesenkt werden.

Das unterbrechen des “weißen Kabels” an Klemme 8 des grauen Steckers des ECM verbessert die Performance (Durchzug im mittleren Bereich), da so das System nicht mehr in die “Low emission mode” fällt. Isolieren der Enden nicht vergessen.

Braucht meine XB mehr Luft?

Nun steht es auch in der Zeitung (MO 1/2006), dann muss es wohl wahr sein was wir seit Einführung der XB Baureihe erzählen (-:

Offene Luft macht Buells stärker. Einige Anmerkungen dazu.

Als Alex von M-TeK und ich den ersten Ansaugtrakt der XB9R auf dem Prüfstand hatten war schnell klar das u.a. die Airbox selbst das Problem darstellt. Aus dieser Erkenntnis folgte die Entwicklung des FAST Ansaugluftsystems mit speziellem Alu Ansaugtrichter und K&N sowie der Matte. Das FAST ersetzt die Airbox komplett und weltweit sind hunderte unserer Kunden, auch auf der Rennstrecke, sehr zufrieden unterwegs damit.

Andere, Lösungen sind heute auch noch am Markt, bei denen z.B. einfach ein Deckel auf den originalen oder K&N Luftfilter gebaut wird. Nachteil ist das sich im originalen Airboxunterteil bei Regen Wasser sammelt und der originale Gummiansaugtrichter dazu neigt sich in manchen Fahrzuständen zu verformen.

Für den reinen Prüfstandnachweis, mehr Luft = mehr Leistung kommt es weder auf Saugrohrlänge noch auf technische Details oder Einflüsse des Fahrbetriebes an. Hauptsache offen.

Wenn uns Buellfahrer fragen wie sie preiswert zu mehr Leistung kommen, so empfehlen wir mit einem 40mm Forstnerbohrer im hinteren (wegen des Schlagregens) und hinteren/oberen Bereich des Airboxdeckels 6-7 Löcher zu bohren (es geht um wenige große Löcher, nicht viele kleine!), zusätzlich in das Unterteil hinten 1-2 Stück 8mm Löcher falls doch einmal Wasser eindringt.

Bisher galt mit FAST die Mehrleistung von 5-6 PS bei der 9er, 3-4 PS bei der 12er, ausgehend von der Werks-Leistungsangabe der Serie, d.h. in Kombination mit einem ordentlichen Auspuff haben 9er immer wieder die 90PS Grenze geknackt. Über die Jahre hat Buell das Mapping des ECM, in Anpassung an die Abgasvorschriften, immer wieder geändert. Mit Einführung der 2006er Modelljahrgangs, Mitte 2005 und Einführung der neuen Airbox (keine Luftführung mehr durch den Rahmen) wurden die Bedingungen grundlegend geändert. Das neue 06er Ansaugsystem ist eine echte Spaßbremse, sämtliche Leistungsmessungen der 12er liegen deutlich unter der Werksangabe.

Der Kunde hätte natürlich gerne die versprochene Leistung (101PS für die 12er), Abhilfe schafft, nicht nur beim von mir als einem der fähigsten Buell Mechaniker Deutschlands geschätzten CPO Mike, sondern wie wir hören allerorten, das bohren, schlitzen, abschneiden oder sonstwie choppen der Airbox. So nähert sich die Buell leistungsmäßig der Werksangabe und alles ist gut, womit zukünftig geänderte Airboxen zur Standartausstattung gehören werden. 

Buell hatte dann auf 2007 ein Einsehen und ab Werk die Airbox maximal gelocht. Schade dass nun auch das schlechteste XB Mapping aller Zeiten (Dank Euro 2) auf den ECM´s unterwegs ist. Da hilft nur remapping oder ein gaaanz frühes ECM zu verbauen. Ab 2008 gibts die fehlenden PS dann offiziell mit Kat , schaun wir wie der Jahrgang auf dem Prüfstand aussieht.

Brauche ich bei offener Luft ein anderes Steuergerät oder muß ich etwas einstellen?

Nein, das System stellt sich selbst auf die zusätzliche Luftmenge ein. Der Regelbereich des originalen oder Race ECM reicht dafür aus.

Gibt es Systeme die das Einspritz/Zündsystem beeinflussen?

Ja die gibt es. Wichtig ist das die Signale der Lambdasonde mit verarbeitet werden damit Änderungen im “closedLooop” nicht überschrieben werden. Einfachstes Gerät ist das “TFI” von Dobeck Performance welches nur die Einspritzzeiten ändert. Funktioniert gut und bringt gerade im mittleren Bereich durch Anfettung in der sogenannten “Beschleunigerpumpenfunktion” eine deutlich verbesserte Gasannahme. Mehrleistung im Spitzenbereich max. 1-2 PS. Sýsteme die Zündanlage und Einspritzsystem administrieren können sind Technoresearch und Rapidbox. Wobei wir Stand 3/06 die Rapidbox (bis zu 7 Mehr PS aber vor allem eine leicht zu administrierende Software und eine unvergleichliche Fahrbarkeit) favorisieren. Siehe Test Cartagena >>> 2/2006.

Warum knallt meine XB auf einmal so komisch?

Weil Du allen Kumpels den neuen Auspuff vorgeführt hast (-:

Die originalen 10R12er Harley Kerzen sind recht langlebig und dauerhaft in ihrer Performance. Was sie absolut nicht vertragen ist mehrfaches Starten ohne das die Kerzen die notwendige Selbstreinigungstemperatur erreichen, sprich der Motor warmgefahren wurde. 5 mal starten um den neuen Auspuff vorzuführen oder mehrfach über Winter nachzuprüfen “lebt sie noch?” reichen aus, das eine Kerze den Betrieb verweigert.

Wenn eine sonst ordentlich laufende XB plötzlich nicht mehr mag und knallt immer erst prüfen ob beide Krümmer gleich warm werden. Wenn nicht -beide Kerzen wechseln.

Kann man beim Kerzenwechsel etwas kaputt machen?

Ja, das Kerzengewinde des hinteren Zylinderkopfes. Klappt das herausdrehen der hinteren Kerze mit Ratschengelenk oder Biegsamenwellenzündkerzenschlüssel noch recht gut, ES GIBT KEINEN SCHLÜSSEL DER WINKELIG AUF DIE KERZE DES HINTEREN KOPFES PASST! D.h. die Kerze am besten mit den Händen eine von oben, eine von unten ansetzen und bis zur Anlage des Dichtringes einschrauben. Ein Stück Gummischlauch kann hilfreich sein, geht aber auch ohne. Nun erst die Kerze mit der Nuß anziehen. Kerzenseitiges Gewinde (nicht die Elektrode) immer mit Antiseize einschmieren.

Der Lüfter nervt, kann man den abstellen?

NEIN! Der Lüfter ist ein sehr sinnvolles Feature welches im Fahrbetrieb die Zylinderkopftemperatur des hinteren Zylinders senkt und nach abstellen des Motors hilft Hitzenester zu vermeiden. Eine große Zubehör Lufthutze rechtsseitig montiert, sorgt dafür das der Lüfter nur noch im Stop and Go Betrieb und nach dem Abstellen einschaltet.

Welche Funktion hat der Gummischnorchel in der Rahmendurchführung?

Bis 2005 verengt er den freien Ansaugquerschnitt und verringert das Ansauggeräusch. Ab 2006er Modelle ist kein Loch mehr im Rahmen zugunsten der Spritmenge.

Was ist das für eine Geschichte mit dem Ölpumpenantriebsritzel ?

Die Ölpumpe ist bis zum Modelljahrgang 2008 über einen Winkeltrieb angetrieben. Das ölpumpenseitige Antriebsritzel läuft ab. Mehr Info >>>